Sind die ehrenamtlich wirkenden Geschichtsforscher/innen und Heimat- und Geschichtsvereine sowie Heimatstuben und kleine private Museen Teil der kulturellen Infrastruktur des Landes Brandenburg?

Die Aussagen der Landesregierung in der Antwort auf die Große Anfrage 18 der Fraktionen von CDU, FDP und Bündnis „Situation der kulturellen Infrastruktur und der Künstlerinnen und Künstler im Land Brandenburg“ (Drucksache 1/2477) zeigen auf, wie sie mit der Antwort darauf bereits damals umging.

Artikel 34 der Landesverfassung verpflichtet Land,Landkreise und Gemeinden, das kulturelle Leben und die Vermittlung des kulturellen Erbes zu fördern und den Einwohnern die Teilnahme am kulturellen Leben sowie den Zugang zu den Kulturgütern zu ermöglichen.

Bei der Definition des Begriffs „Kulturförderung“ wurde dies eingegrenzt: Sie umfasst die Förderung des individuellen künstlerischen Schaffens ebenso wie die Förderung von Einrichtungen,die die Ergebnisse dieses Schaffens und des bereits Geschaffenen vermitteln.“

Was daraus folgt, verdeutlicht die Antwort auf die Frage 49.

Frage 49:
Inwieweit sieht es die Landesregierung als ihre Aufgabe an, die Heimatpflege,die Tierparks, die Schausteller sowie Zirkusse und Artisten in ihrer Kulturförderung einzubeziehen?

Antwort:
Die Landesregierung verkennt keineswegs die Identität stiftende und Orientierung gebende Rolle der Heimatpflege, gerade in Zeiten, die von Umbruch und Strukturwandel geprägt sind. Wegen des meist nur lokalen Wirkungskreises der Heimatpflege muß sich die Landesregierung jedoch zwangsläufig auf die Förderung modellhafter und strukturbildender Projekte beschränken.

Weder hier noch auf den anderen Seiten der 100 Seiten umfassenden Antwort wird einmal der Landesheimatbund Brandenburg erwähnt. Dabei hatte sich dieser gerade die Aufgabe gestellt, Heimatpflege nicht nur lokal wirken zu lassen. Und hatten Minister der Landesregierung wie auch der Ministerpräsident der Führung des Landesheimatbundes nicht die Unterstützung der Landesregierung zugesichert?


In seiner Antwort auf die Große Anfrage 19 der PDS-Fraktion „Zur Situation der Kultur im Land Brandenburg“ vom 28. Juli 1997 (Drucksache 2/4306) lieferte Steffen Reiche, Minister für Wissenschaft, Forschung und Kultur (SPD), folgende Informationen:

Frage 75:
Welche lokal oder regional tätigen Heimatpflegevereine gibt es im Land Brandenburg? Welche Unterstützung erfahren diese durch die Landesregierung? Welche Konzeption verfolgt die Landesregierung in diesem Zusammenhang?

Antwort:
Den Themen der Heimatpflege widmen sich viele unterschiedliche Vereine und Gruppen, die zum großen Teil dem Landesheimatbund Brandenburg angehören, zum Teil aber auch anderen Verbänden, wie dem Kulturbund oder nur lokal organisiert sind. Über einen Gesamtüberblick über die im Bereich Heimatpflege tätigen Vereine hat die Landesregierung nicht. Die Landesregierung fördert die Tätigkeit von Heimatpflegevereinen grundsätzlich nicht aus Mitteln der Kulturförderung, da diese Aufgabe wegen ihres Charakters den Kommunen zuzuordnen ist. In Einzelfällen werden landesweite Aktivitäten der Heimatpflege gefördert. So beabsichtigt der Minister für Wissenschaft, Forschung und Kultur im Jahre 1997 aus seinen Lotto-Mitteln die Förderung eines Internet-Projektes des Landesheimatbundes.

Wichtig ist die Aussage, dass die Landesregierung keinen „Gesamtüberblick über die im Bereich Heimatpflege tätigen Vereinehat. Die Informationen zum Landesheimatbund müssen dem zugeordnet werden. So geht er davon aus, dass die vielen unterschiedlichen Vereine und Gruppen zum großen Teil dem Landesheimatbund Brandenburg angehören. Er verweist auch auf ein Internet-Projekt des Landesheimatbundes, dass 1997 aus Lotto-Mitteln gefördert werden solle.
Reiche und sein Ministerium konnten sich darauf verlassen, dass die Landtagsabgeordneten noch weniger Wissen über die Situation auf dem Gebiet der Heimatpflege und im Landesheimatbund Brandenburg hatten.

Im Bericht der Landesregierung „Zur Bewahrung der Substanz der Kultur in Brandenburg“ vom 29. Juli 1997 (Drucksache 2/4307) wird die Heimatpflege mit keinem Wort erwähnt.

Am 5. April 2001 fasste der Landtag den Beschluss „Bestandsaufnahme Kultur im Land Brandenburg / Vorschlag für Prioritäten“ (Drucksache 3/2528-B). Am 19. Juni 2002 lag die Konzeption der Landesregierung Bestandsaufnahme Kultur im Land Brandenburg. Vorschlag für Prioritäten“ (Kulturentwicklungskonzeption)“ (Drucksache 3/4506) vor. 
Unter Punkt 1 heißt es in dem Beschluss vom 5. April 2001:

Die Bestandsaufnahme soll die kulturellen und soziokulturellen Einrichtungen, öffentliche und private Kunst- und Kultureinrichtungen, Vereine, Gruppierungen, Initiativen und Künstler enthalten, so dass eine spartenorientierte und regional differenzierte Darstellung der kulturellen Infrastruktur erreicht wird. Sie soll die vom Land geförderten künstlerischen und kulturellen Aktivitäten erfassen, aber auch Probleme, Chancen und Perspektiven in diesem Bereich aufzeigen.

Ergänzend kommt unter 5. hinzu:

Die Bestandsaufnahme soll auch die Kulturstiftungen berücksichtigen und diese einer kulturpolitischen Beurteilung unterziehen. Dies gilt insbesondere für die Stiftungen Brandenburgische Gedenkstätten und Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg, für die Stiftungen Neuzelle und Park und Schloss Branitz und das Wirken der Stiftung für das sorbische und wendische Volk.


Das am 19. Juni 2002 vorgelegte Ergebnis entspricht dem Beschluss. Heimatpflege und ehrenamtliche Geschichtsarbeit – Teil der kulturellen Infrastruktur Brandenburgs – kommen darin nicht vor. Auf Seite 67 wird lediglich festgestellt:

Durch ein in den letzten Jahren erheblich gestiegenes Interesse an der Regional- und Ortsgeschichte, das u. a. durch zahlreiche Neu- oder Wiedergründungen von Geschichtsvereinen dokumentiert wird, erreichen die kommunalen Archive ein erheblich breiteres Publikum.

 

In der Kulturentwicklungskonzeption der Landesregierung Brandenburg - Bericht 2004 vom 28. Mai 2004 wird dieser Zustand beibehalten. Auf S. 18 heißt es jedoch:

Das BLHA wird erstmals im Jahr 2004 eine Tagung zur brandenburgischen Ortsgeschichte durchführen und hierbei die Ortschronisten qualifizierend beraten.

Die Tagung konnte 2004 nicht durchgeführt werden, weil das Brandenburgische Landeshauptarchiv (BLHA), wie auch das Kulturministerium, keine Übersicht darüber hatten, wen sie zu einer derartigen Veranstaltung einladen könnten.

 

Im Bericht 2009 zur Kulturentwicklungskonzeption der Landesregierung Brandenburg (Drucksache 4/7524) vom 5. Mai 2009 heißt es auf S. 29:

Rund ein Drittel der Brandenburger engagiert sich ehrenamtlich, viele davon in der Kultur. Hier eröffnet sich ihnen ein Raum für das Erproben und Entdecken eigener Fähigkeiten und Talente, für kreatives Experimentieren und für Arbeiten in einer Gemeinschaft. Wer sich in kulturellen Einrichtungen, für kulturelle Projekte oder das historische Erbe engagiert, übernimmt Verantwortung - auch für andere Menschen. Dafür „entlohnt“ Erfolg, Anerkennung, das Gefühl gebraucht zu werden und eine Vielzahl lebendiger, oft neuer Kontakte zu anderen Menschen. In vielen Fällen lassen sich so auch eigene Kenntnisse und Fähigkeiten erweitern.

Weiter auf S. 30 f.:

Die zahlreichen Ortschronisten und Heimatgeschichtsvereine leisten auf ehrenamtlicher Basis einen bemerkenswerten Beitrag zur Dokumentation und Erforschung der Regional- und Ortsgeschichte. Ihre Leistungen sind darüber hinaus wichtig für die Identifikation der Bewohner mit ihrer Heimat und ermuntern zur aktiven Mitgestaltung. Die Landesregierung unterstützt ihre Arbeit durch Angebote zur fachlichen und methodischen Qualifizierung und fördert ihre Vernetzung. Zu diesem Zweck und in Anerkennung des herausragenden Engagements der Ortschronisten hat das Land den „Tag der brandenburgischen Orts- und Landesgeschichte“ ins Leben gerufen, der seit 2005 jährlich im Herbst durchgeführt wird. Die Tagung in Potsdam, die sich jeweils einem anderen Schwerpunktthema der Ortsgeschichte widmet, findet landesweit großen Zuspruch und hat bereits zu regionalen Folgeveranstaltungen in den Landkreisen geführt.

Richtig war, dass die Landesregierung nunmehr die fachliche und methodische Qualifizierung der Ortschronisten und Heimatgeschichtsvereine unterstützte. Aber von einer Förderung ihrer Vernetzung durch die Landesregierung konnte keine Rede sein. Doch darüber wollte niemand reden oder es fehlte einfach die Kenntnis über die reale Situation.

Ein „Schmücken mit fremden Federn“ ist die folgende auf S. 45 zu findende Aussage:

Einen besonderen Schwerpunkt der Arbeit des HBPG bildet die kontinuierliche Zusammenarbeit mit Vereinen und Initiativen zur Erforschung und Erschließung der Landes- und Regionalgeschichte. Insbesondere die Geschichtsbörse am Neuen Markt ist zu mittlerweile zu einer Institution unter geschichtsinteressierten Brandenburgern und Berlinern geworden, die anlässlich der Veranstaltung mit Fachleuten und Vertretern historischer Hilfswissenschaften in Kontakt treten können.

Bei der „Potsdamer Geschichtsbörse“ handelte es sich um ein Projekt der Geschichtsmanufaktur Potsdam, das sie in Zusammenarbeit mit dem HBPG umsetzte. Aber initiativ trat das HBPG hier zu keiner Zeit auf. Doch warum sollte das Ministerium zugeben, dass es sich hierbei um eine weitgehend private Initiative handelte, die nur erfolgreich sein konnte, weil sie auf personeller und finanzieller Selbstausbeutung beruhte.

Auf S. 50 folgt zum Thema „Erinnerungskultur“ die folgende Aussage:

Zum Aufgabenfeld Erinnerungskultur ist seit Januar 2009 ein Konzept der Landesregierung im Entwurf vorbereitet und wird derzeit mit den verschiedenen zivilgesellschaftlichen Akteuren diskutiert. Im Ergebnis dieses Prozesses wird das Konzept dem Landtag im Mai 2009 vorgelegt.

Die ehrenamtlich in der Geschichtsarbeit tätigen Heimat- und Geschichtsvereine sowie Privatpersonen wurden dabei nicht mit berücksichtigt. Das Ergebnis wäre dann anders – umfassender und die gesamte Geschichte Brandenburgs beachtend – ausgefallen.

Bemerkenswert ist die folgende Aussage auf S. 53 f.:

In Zeiten des demographischen Wandels und einer verstärkten Abwanderung trägt die Beschäftigung mit der Geschichte zur Identifizierung der Bürger mit ihrer Heimat und zu einem brandenburgischen Landesbewusstsein bei. Rund 900 Ortschronisten und Heimatgeschichtsvereine im ganzen Land nehmen sich der historischen Forschung und Fortschreibung der lokalen Landesgeschichte an. Die Würdigung dieses großen ehrenamtlichen Engagements sowie die Qualifizierung und Vernetzung der Ortschronisten untereinander sind Ziele des „Tages der brandenburgischen Orts- und Landesgeschichte“, der im Herbst 2005 auf Anregung des Kulturministeriums ins Leben gerufen wurde. Die Brandenburgische Historische Kommission, das Brandenburgische Landeshauptarchiv und das Haus der brandenburgisch-preußischen Geschichte haben die Organisation und Durchführung der Tagung übernommen, die sich alljährlich großen Zulaufs erfreut. Ein fruchtbarer Austausch konnte begonnen werden: Die Einen repräsentieren einen Schatz an Chroniken und Überlieferungen des Landes Brandenburg, den Archivare allein niemals erfassen könnten. Die Anderen können methodische Hilfestellungen übermitteln, damit die Arbeit der Ehrenamtlichen Anerkennung erreicht und Bestand behält. Die Fortführung der gemeinsamen Arbeit auch auf regionaler Ebene zeugt vom Erfolg des „Tages“. In verschiedenen Landkreisen, beispielsweise Potsdam-Mittelmark, Oberhavel und Uckermark, treffen sich seither die Ortschronisten in eigenen Arbeitskreisen und bearbeiten die Spezifika ihrer Region unter fachkundiger Anleitung des Landeshauptarchivs. Das Land hat außerdem den Aufbau einer Internetplattform für den virtuellen Austausch gefördert, damit alle Heimatgeschichtsvereine und Ortschronisten die Möglichkeit erhalten, sich mit ihren Kontaktdaten, Publikationen und Aktivitäten öffentlich zu präsentieren. Die Kontaktaufnahme durch Gleichgesinnte aus anderen Teilen des Landes oder durch an Mitarbeit Interessierten wird damit erleichtert oder überhaupt erst ermöglicht. Das Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kultur fördert den „Tag der brandenburgischen Orts- und Landesgeschichte“ mit 7.500 Euro jährlich.

Im Wesentlichen sind diese Aussagen korrekt. Doch auch hier wird das „Schmücken mit fremden Federn“ fortgesetzt:

- Die Organisation des Tages der brandenburgischen Orts- und Landesgeschichte lag in der Verantwortung der Geschichtsmanufaktur Potsdam.

- Das Haus der Brandenburgisch Preußischen Geschichte war lediglich Veranstaltungsort.

- Die inhaltliche Vorbereitung der Veranstaltungen lag in der Verantwortung des Brandenburgischen Landeshauptarchivs und der Brandenburgischen Historischen Kommission.

- Das Land hat zu keiner Zeit den Aufbau der Internetpräsentation „Geschichtslandschaft Brandenburg“ gefördert. Hierbei handelt es sich zu 100 Prozent (konzeptionell, inhaltlich, finanziell, technisch, personell) um eine eigenständige Leistung von Dr. Volker Punzel (Geschichtsmanufaktur Potsdam).

 

Die PDS-Fraktion hatte bereits am 21. Januar 2009 die Große Anfrage Nr. 46 „Kultur im Land Brandenburg“ eingebracht. Am 16. Juni 2009 lagen die Antworten auf ihre Fragen vor. (Drucksache 4/7665).

Frage 4:
Auf welchen Datenerhebungen, Analysen, Forschungsergebnissen und wissenschaftlichen Publikationen gründet sich die Kulturentwicklungsplanung für das Land Brandenburg?

zu Frage 4:
Es gibt keine „Kulturentwicklungsplanung“ für das Land Brandenburg. Die Kulturentwicklungskonzeption der Landesregierung bezieht sich auf die Teile der kulturellen Substanz im Land Brandenburg, die Relevanz für ihr kulturpolitisches Handeln haben. Sie gründet sich auf die in der Förderpraxis gewonnenen Erfahrungen, auf den fachlichen Austausch mit einzelnen Trägern, mit den kulturellen Verbänden und den Kommunen, auf den fachpolitischen Diskurs im Land Brandenburg und in der Bundesrepublik, die Datenerhebungen im Rahmen der amtlichen und einiger nichtamtlichen Statistiken und die Kenntnis vielfältiger, öffentlich zugänglicher wissenschaftlicher Forschungsergebnisse und -publikationen.

 

xii. Regional- und Heimatkultur

Frage 135:
Welche Aktivitäten und Einrichtungen sind auf dem Gebiet der Regional- und Heimatkultur nennenswert?Wie werden sie gefördert?

zu Frage 135:
Mehr als 50 Stadt-, Regional- und Heimatmuseen des Landes widmen sich der Regional- und Heimatkultur der jeweiligen Region. Spezielle, für das Land besonders repräsentative Vorhaben werden auf dem Weg der Projektförderung oder auch durch die Förderung investiver Maßnahmen durch das Land unterstützt. Auf dem Gebiet der Regionalforschung sind überdies die Universität Potsdam (UP) und die Stiftung Europa-Universität Viadrina Frankfurt (Oder) aktiv. Eine besondere Rolle spielen die ehrenamtlich tätigen Ortschronisten, deren Arbeit das Land würdigt und unterstützt. Weiterführende Ausführungen finden sich in der KEK 2009, Kapitel 2.6, Seite 29 und 30.

Frage 136:
Welche Unterstützung leistet die Landesregierung zur Erforschung der Regionalgeschichte?

zu Frage 136:
Die Landesregierung finanziert Hochschulen, die im Rahmen ihrer Schwerpunktsetzung der Globalhaushalte sich auch der Regionalforschung widmen. Zur weiteren Beantwortung dieser Frage wird auf die KEK 2009, Kapitel 3.1.4., Seite 51 bis 53 verwiesen.

Frage 137:
Welche inhaltlichen Veränderungen hat es seit 2002 gegeben?

zu Frage 137:
In den letzten Jahren ist die Tendenz einer stärker wissenschaftlichen Aufarbeitung von regionalgeschichtlichen Themen zu beobachten.

 

VI. Erinnerungskultur

Frage 163:
Wie definiert die Landesregierung „Erinnerungskultur“ und welche inhaltlichen Schwerpunkte stehen im Mittelpunkt der Arbeit?

zu Frage 163:
Die Landesregierung begreift den Begriff der „Erinnerungskultur“ als einen umfassenden Begriff für alle Formen der bewussten Erinnerung an historische Ereignisse, Persönlichkeiten und Prozesse. Diese Art der kulturellen Überlieferung ist dabei steter Veränderung unterworfen und wird in demokratischen, pluralistischen gesellschaftlichen Debatten beständig neu verhandelt. Die Demokratie zeichnet sich gerade dadurch aus, dass keine statischen, unveränderbaren Geschichtsbilder vermittelt werden, sondern sie selbstständiger Deutung, Diskussion und Erneuerung unterworfen sind. Zur Beantwortung der zweiten Teilfrage wird auf das Konzept der Landesregierung „Geschichte vor Ort“ verwiesen.

Frage 164:
Wie werden Aktivitäten auf diesem Gebiet gefördert?

zu Frage 164:
Das Land Brandenburg fördert die Aufarbeitung der Zeitgeschichte sowohl projektbezogen als auch institutionell.

Frage 165:
Wie bewertet die Landesregierung den zu allen Zeiten normalen Konflikt zwischen widerstrebenden Geschichtsbildern von unterschiedlichen Zeitzeugen und dem Streben der Geschichtsforschung nach Objektivität auch mit Bezug auf die Zeitgeschichte?

zu Frage 165:
Ausstellungen, Gedenkstättenführungen und pädagogische Projekten werden auf der Grundlage des aktuellen Forschungsstands entwickelt. Dabei sind sich die Gedenkstättenexperten des Spannungsverhältnisses bewusst, das aus den Ergebnissen quellenbasierter wissenschaftlicher Erforschung der Zeitgeschichte einerseits und den subjektiven Erinnerungen der Zeitzeugen andererseits resultiert. Doch ergeben sich gerade aus diesem Spannungsverhältnis wertvolle pädagogische Chancen, um den Gedenkstättenbesuchern und Projektteilnehmern einen pluralistischen Zugang zur Zeitgeschichte zu eröffnen.

 

Am 31. August 2010 lagen die Antworten der Landesregierung auf die Große Anfrage 2 der CDU-Fraktion „Ehrenamt“ (Drucksache 5/1918) vor.

Frage 41:
Welche Bedeutung kommt nach Ansicht der Landesregierung dem ehren
-amtlichen Engagement im Bereich Kultur zu und welche Maßnahmen wird die Landesregierung ergreifen, um ehrenamtliche Tätigkeiten in diesem Bereich zu stärken?

zu Frage 41:
Seit 2005 fördert zudem das MWFK den jährlich stattfindenden und vom MWFK initiierten „Tag der Brandenburgischen Orts- und Landesgeschichte“ sowohl finanziell als auch ideell. Durch die Unterstützung der Veranstaltung soll das ehrenamtliche Engagement der vielen hundert Ortschronisten und Heimatforscher des Landes bei der Erforschung und Aufbereitung der lokalen und regionalen Geschichte gewürdigt werden, mit welchem sie einen wesentlichen Beitrag zur Identitätsbildung der Brandenburgerinnen und Brandenburger mit ihrer Heimat leisten.

 

Die Antwort auf die Große Anfrage 31 der CDU-Fraktion „Situation und Zukunft der Kultureinrichtungen und der kulturellen Infrastruktur in Brandenburg“ vom 13. Februar 2014 (Drucksache 5/8524) stand, was die Geschichte anbelangt, unter der folgenden Prämisse:

Kultur und Traditionen bestehen nicht nur aus Wissen, Erinnerungen und Erzählungen. Sie brauchen Orte und Einrichtungen, in denen die kulturellen Werte einer Gesellschaft, einer Gemeinschaft gelebt und bewahrt werden können. Kultureinrichtungen sind zentrale Orte für die Prägung unseres Geschichts- und Kulturbewusstseins.

Die Heimatpflege bzw. die Ehrenamtliche Geschichtsarbeit fanden darin keine Erwähnung.

 

Genau so verhält es sich mit der Antwort auf die Große Anfrage 2 der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen „Kulturelle Bildung, Teilhabe und Partizipation“ (Drucksache 6/1148) vom 16. April 2015.

 

Aufschlussreich ist das Plenarprotokoll zum Antrag der AfD-Fraktion auf eine Aktuelle Stunde zum Thema „Kulturelle Identität im Land Brandenburg“ am 29. April 2015 (Drucksache 6/1213). Heimatpflege und Ehrenamtliche Geschichtsarbeit kommen in keinem Redebeitrag vor. Dabei wurde aber mehrfach auf die Rolle der Geschichte als einem Element kultureller Identität verwiesen. Und auch auf ihren Beitrag zur Verhinderung des Entstehens extremistischer Auswüchse.

„Wer in einem sozialen Raum Geborgenheit gefunden hat, auch dank Bauwerken, die er lange kennt, ist weniger anfällig für autoritäre Strukturen.“ (Dr. Ulrike Liedtke, SPD)

Kulturelle Identität ist etwas Empfundenes, es ist das, was wir leben, es sind unsere Werte, Wurzeln und unsere Gegenwart. Identitätsstiftung ist nicht nur eine Frage der Kultur. Auch Dorfgemeinschaften oder das bewusste Erleben von Landschaftsprägungen, Natur und Städtebau, auch Tourismus sind für den einzelnen etwas, wo er sich in seiner Identität wiederfindet und einen authentischen Bezug dazu lebt.“  (Anja Heinrich, CDU)

„DIE LINKE steht für einen weiten Kulturbegriff – dazu ist heute schon viel gesagt worden – : Künste, Literatur, Lebensweisen, Menschenrechte, Wertesysteme, Traditionen, Glaubensrichtungen, spirituelle, intellektuelle, emotionale, immaterielle Ausdrucksformen.“ (Gerrit Große, Die Linke)

„Das Engagement der Bürgerinnen und Bürger des Landes, die Geschichte und die jeweiligen Traditionen vor Ort zu bewahren, prägt mitunter ganz unterschiedliche regionale Identitäten. Diese zu entfalten ist Inhalt und einer der wesentlichen Punkte unserer kulturpolitischen Strategie, mit der wir 2012 deutlich gemacht haben, dass wir ganz bewusst auf regionale Identität als Schwerpunkt in der Kulturförderung setzen.“ (Prof. Dr.-Ing Sabine Kunst, Ministerin für Wissenschaft, Forschung und Kultur (SPD).

 

Kommentare powered by CComment