Pressemitteilung zur Gründung des Landesheimatbundes Brandenburg vom 11. Dezember 1990

Anknüpfend an die demokratische humanistische deutsche Heimatschutzbewegung gründete sich in Anwesenheit des brandenburgischen Landtagspräsidenten, Herrn Dr. sc. Herbert Knoblich und des Stadtpräsidenten von Potsdam, Herrn Dr. Helmut Przybilski, am Sonnabend, dem 15. Dezember 1990, 10.30 Uhr, im Plenarsaal des Magistrats der Stadt Potsdam, Friedrich-Ebert-Straße 79/81, der

 L a n d e s h e i m a t b u n d  B r a n d e n b u r g.

Er folgt damit Traditionen, wie sie in den alten Bundesländern in fruchtbringender Weise gepflegt wurden und werden.
Der Landesheimatbund Brandenburg ist nach Sachsen, Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen-Anhalt die vierte Zusammenführung von heimatpflegerischen Initiativen und Interessen auf Landesebene, so u.a. im Natur- und Landschaftsschutz, der Denkmalpflege, der Heimatgeschichtsschreibung, der Bewahrung von Sitten und Bräuchen einschließlich der Pflege von Mundarten, der Heimatdichtung und des Heimatliedes sowie von Festen und Feiern.
Der  L a n d e s h e i m a t b u n d  B r a n d e n b u r g  versteht sich als Partner für die bereits vielerorts wiedererstandenen lokalen und regionalen Natur-, Heimat- und Traditionsvereine sowie für Fachgesellschaften und Institutionen, die sich der Heimatpflege auf den verschiedenen Gebieten widmen.
Er ist zugleich der Interessenvertreter seiner Mitglieder gegenüber der Landesregierung, deren Partner der Landesheimatbund in Legislative und Exekutive sein will.

Fachorgan der Landesheimatpflege wie auch Mittler zwischen den Mitgliedern des Landesheimatbundes wird die erstmals am 15.12.1990 erscheinende Zeitschrift " D I E  M A R K  B R A N D E N B U R G“ sein, die im Lucie Großer Verlag Berlin-Friedrichshagen erscheint. Die Altverlegerin kandidiert zugleich für die Präsidentschaft im Landesheimatbund.
Des weiteren haben sich für die Mitarbeit im Vorstand u.a. zur Verfügung gestellt:
Herr Oberkonsistorialrat i. R. Reinhard Becker sowie Herr Archivar Max-Ottokar Kunzendorf als Vertreter der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg,
Herr Dr. phil. Gebhard Falk vom Archivverband Brandenburg,
Frau Gundela Suter von den „Natur- und Heimatfreunden Groß Schönebeck/Schorfheide Verein e.V.
Herr Generalkonservator a. D. Prof. Dr. Ludwig Deiters,
Herr Dieter Kukla vom Heimatgeschichtlichen Verein Angermünde;
Herr Forstingenieur Bernd Sögding vom Bund deutscher Forstleute Brandenburg.

Sein Erscheinen zur Gründungsveranstaltung hat ebenfalls Herr Gustav Büchsenschütz, hochbetagter Textdichter und Komponist des Liedes „Märkische Heide“ (Steige hoch, du roter Adler...) zugesagt, der seine Schöpfung in der Interpretation eines Posaunenchores aus Babelsberg, in dem auch der Stadtpräsident mitwirkt, selbst dirigieren wird.

 

Die Gründung des Landesheimatbundes Brandenburg (LHB) fand breite Resonanz in Presseveröffentlichungen. Neben den in der Pressemitteilung angekündigten Personen waren zur Gründungsversammlung noch gekommen: Edwin Zimmermann, Minister für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (SPD) und Friedrich Wilhelm Prinz von Preußen. Finanzminister Klaus-Dieter Kühbacher (SPD) hatte sich entschuldigen lassen, aber seine Bereitschaft erklärt, als Kassenprüfer für den Verein zu wirken. Rund 100 Personen waren insgesamt bei der Vereinsgründung zugegen.
Lucie Großer wurde als Präsidentin des Landesheimatbundes gewählt. Als Vizepräsidenten Gundela Suter, und Reinhard Becker. Vorstandsmitglieder waren Gebhardt Falk, Dr. Hans-Joachim Schreckenbach, Dr. Gerd-H. Zuchold (Ferdinand von Quast-Gesellschaft), Prof. Dr. Ludwig Deiters und Ernst Wipprecht (Brandenburgisches Landesamt für Denkmalpflege) sowie Bernd Sögding.

 

Am 19. Oktober 1991 traf sich der Landesheimatbund Brandenburg im Heimatmuseum (Burg) Beeskow.

Am 19.10.91 fand die 1. Mitgliederversammlung des LHB in Beeskow statt. Durch die amt. Präsidentin, Frau Lucie Großer, wurde die Mitgliederversammlung eröffnet und Herr Gustav Büchsenschütz zum Ehrenmitglied gewählt.
Von der Trachtengruppe des Spreewaldmuseums Lübbenau wurden traditionelle Gesänge der sorbischen Region dargeboten.
Im Anschluß richteten zahlreiche Vertreter des öffentlichen Rechts und von Vereinen Grußworte an die Versammlung. Als erster Redner betonte Herr Nocon, vom Westfälischen Heimatbund, daß Brandenburg der engste Mitstreiter auf dem Weg in ein geeintes Europa sei. Vom Minister für Natur-, Umweltschutz und Raumordnung, Herr M. Platzeck, wurden Grüße von Herrn Ministerpräsident Dr. Manfred Stolpe überbracht. Im Vordergrund der Ausführungen des Prinzen E. v. Anhalt, Präsident des Heimatbundes Sachsen-Anhalt, standen die enge Zusammenarbeit zwischen Sachsen-Anhalt und Brandenburg, um übergreifende Maßnahmen partnerschaftlich lösen zu können.
Frau Großer schilderte danach im Tätigkeitsbericht die äußerst angespannte Finanzlage des LHB. Aus diesem Grunde war eine flächendeckende Arbeit mit allen Mitgliedern nicht gewährleistet. Durch die engagierte ehrenamtliche Tätigkeit weniger Vorstandsmitglieder konnten doch einige Projekte bearbeitet werden.
Da vom zuständigen Finanzamt, auf Grund der am 15.12.90 verabschiedeten Satzung, keine Gemeinnützigkeit erteilt werden konnte, machten sich Satzungsänderungen erforderlich. Diese wurden von der Mitgliederversammlung gebilligt. In den Vorstand wurden gewählt: Frau Lucie Großer / Herr Dr. Gerd-H. Zuchold / Frau Westermann-Lammers / Herr Horst Kalesky / Herr Thomas Woelk / Herr Hans-Joachim Rieseberg / Herr Bernd Maether / Herr Dr. Siegfried Griesa / Herr Ernst Wipprecht / Herr Dr. Gebhard Falk / Frau Dr. Ute Schwarzzenberger.
Von der neugewählten Präsidentin, Frau Lucie Großer, wurde das Schlußwort gehalten.
(Quelle: Die Mark Brandenburg, Heft 4/1991, S. 41)

 

Die in dem Bericht angedeuteten Probleme vertieften sich in folgenden Jahren.
Die finanzielle Situation verbesserte sich nicht. Gerd H. Zuchold verdrängte Lucie Großer aus der Führungsfunktion und übernahm die Präsidentschaft. Seine Versuche, sich mit Hilfe des Patenvereins des LHB, des Westfälischen Heimatbundes e.V., persönlich zu profilieren und seine finanzielle Situation zu verbessern, führte zum Rückzug von Vorstandsmitgliedern aus der Vereinsarbeit.
Zu einer offiziellen Auflösung des Landesheimatbundes Brandenburg kam es nicht. Aus Mangel an dafür zuständigen Personen. So dass die Tätigkeit des Vereins 1995/96 einschlief. Von Zuchold verfasste Publikationen brachte er trotzdem unter dem Sammelbegriff „Schriften des Landesheimatbundes Brandenburg e.V. zur Architektur- und Kulturgeschichte im Brandenburgischen“ heraus. 1998 trat er persönlich als Landesheimatbund Brandenburg e. V. auf, als er das Buch „Schlösser und Herrenhäuser. Baugeschichte und Familienhistorie zu Theodor Fontanes „Wanderungen durch die Mark Brandenburg“ veröffentlichte. Weitere Publikationen erschienen als Schriften des Landesheimatbundes Brandenburg noch bis 2001. Gerd-H. Zuchold verstarb am 28. Januar 2011. Lucie Großer war bereits am 12. März 1997 verstorben.

Vom Amtsgericht Potsdam erfolgte die Löschung „Landesheimatbund Brandenburg e. V.“, Sitz Potsdam, unter der Eintragung VR 1945 und vom Amtsgericht Frankfurt (Oder), „Landesheimatbund Brandenburg (LHB) e. V.“, Sitz Erkner, unter der Eintragung VR 2720. Das Jahr der Löschung ließ sich online nicht ermitteln.
Einige wenige Dokumente zur Geschichte des Landesheimatbundes Brandenburg sind für die Jahre 1990 bis 1992 im Brandenburgischen Landeshauptarchiv zu finden.

 

In den offiziell zugänglichen Dokumenten der Landesregierung und des Landtages fand die Existenz des Landesheimatbundes Brandenburg keine Wiederspieglung. Möglicherweise auch deshalb nicht, weil in Form des von Nordrhein-Westfallen aus gesteuerten Aufbaus des Vereins „pro Brandenburg“ eine Art Gegenspieler entstanden war und ab 1996 die Brandenburgische Historische Kommission Teile der Arbeitsinhalte des LHB fachlich bearbeitete.

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