Stadthistoriker

Neben seiner Tätigkeit als Lehrer und Schulrektor widmete sich Samuel Gerlach mit großem Engagement der Aufarbeitung der Geschichte seiner Heimatstadt Potsdam und wurde so zum ersten, wenn auch nicht offiziell berufenen, Stadtgeschichtsschreiber.

Eine frühe Würdigung der geschichtsforschenden Tätigkeit Gerlachs findet sich in der 1754 erschienenen Publikation Nachricht von der Königlichen Residenz-Stadt Potsdamm. Berlin, in Verlag Christian Friedrich Hennings, Königl. privil. Hof-Buchdruckers. 1754.

Hennings schreibt darin:

Bey dieser Gelegenheit kann ich nicht umhin, dem geneigten Leser die rühmliche Bemühung des geschickten Predigers und Recktors zu Potsdamm, Herrn Gerlachs, anzupreisen. Ausser seinen Amts-Geschäften hat er sich vorgenommen, die Geschichte seiner Geburts-Stadt genau zu untersuchen, und künftig durch den Druck gemein zu machen, wovon er uns bereits drey Proben geliefert, nemlich 1) Einladungs-Schrift, in welcher eine alte Urkunde von Potsdamm erläutert wird, 2) Einladungs-Schrift, worinnen Friedrichs, des sechsten, Burggrafens zu Nürnberg, und nachmaligen Churfürstens von Brandenburg, auf Potsdamm erhaltene Rechte erläutert werden, 3) gesammleter Nachrichten von Potsdamm erstes Stück.
Diese drey Schriften sind zu Potsdamm in den Jahren 1746, 47 und 50 in Quart-Format durch den Druck bekannt gemacht worde. Letztere Schrift ist sonderlich merckwürdig, weilen zu Anfang derselbigen einige Urkunden von Potsdamm mitgetheilet werden.
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Samuel Gerlach selbst beschreibt sich und das von ihm verfolgte Anliegen viele Jahre später wie folgt:

Ich habe mich, weil in Potsdam nicht viel zu finden ist, in den Schriften derjenigen mit Fleiß umgesehen, die von der Mark Brandenburg sowohl überhaupt, als von dieser und jener Stadt, Stifft oder Kloster insonderheit haben Nachrichten geben wollen, aber ich finde von Potsdam nur selten etwas angemerket, und in den Hystorien der benachbarten Länder kommt von Potsdam noch weniger vor, welches zur Erläuterung unserer Stadtgeschichte dienen könnte. Es hat mich zwar jemand versichern wollen, daß eine gewisse Familie in Rathenow viel interessante Nachrichten von Potsdam hätte, der Nahme aber derselben ist mir vergeßen, und der Mann, der es mir sagte, ist auch schon lange tod, daß eß auch darnach zu erkundigen gantz gewiß vergebens seyn würde. Soll denn nun aber darum, weil aus den vorigen Zeiten nicht so viele und so merkwürdige Gegebenheiten von Potsdam, als wohl z.B. von Brandenburg, Berlin und andern alten Städten in der Mark niedergeschrieben stehen, das, was noch ausfindig gemachet werden konnte, vor unsern Augen mit Fleiß vergraben bleiben? Ich meine, daß man auch das wenige nicht verachten müße, was uns noch von alten Nachrichten übrig geblieben und wenn es auch nur Kleinigkeiten wären, weil öfters auch Kleinigkeiten in manchen Fällen und für manche Leute keine Kleinigkeiten sind. Was ich davon in verschiedenen Schriften auf meine eigenen Kosten habe drucken laßen, hat hin und wieder Beyfall gefunden und das Verlangen rege gemacht von den Geschichten dieser Stadt ein mehreres zu erfahren. Man hat mich vielfältig ersuchet, so wie ich angefangen, meine Nachrichten stückweise folgen zu laßen, oder, weil die im Druck bereits erschienenen in den Händen der hiesigen Einwohner, denen sie mehrentheils in die Hände gerathen, wohl größesten Theil verlohren gegangen seyn mögen, rar geworden und schwerlich zusammen zu bringen sind, sie mit den noch zurückgebliebenen ungedruckten in eins zu ziehen und heraus zu geben. Ich habe das letztere für diejenige, welche meine Nachrichten gern beysammen haben wollen und nicht mehr bekommen können, für beßer angesehen und will ihnen also, was mir nach langem Suchen von Potsdam überhaupt bekannt geworden, unter vdem Titul: Altes und neues potsdam gern und willig mittheilen. Weil ich aber genötiget bin, auch dann und wann auf das, was ich von Potsdam bereits habe drucken lassen, zu beruffen; so will ich vorbemerkte kleine Schriften dem Titel nach vorher bekannt machen und es den Liebhabern anheimstellen, ob sie sich dieselbige merken, und, wann sie ihnen vorkommen sollten, vor ihren Untergang bewahren helfffen wolten. Es sind folgende: 1) Einladungsschrift von 1746 über eine Quedlinburgische Urkunde. 2) Einladungsschrift von 1747 über Friedrichs VI., Burggraffens zu Nürnberg, über Potsdam erhaltene Rechte. 3) Andenken der bey der Nikolai-Kirche gestandenen Prediger. 1756. 4) Andenken der Potsdamischen Schul-Collegen. 1762. 5) Eine bey Potsdam gelieferte Schlacht und gefundene Schantze. 1763. 6.7.8.) Gesammlete Nachrichten von Potsdam. Erstes, zweytes, drittes Stück von 1750.1754. 1766. Alle diese kleine Nachrichten sind hieselbst bey Bauern und Sommern in 4° gedrucket worden. (6)

Samuel Gerlach wollte, wie von ihm beschrieben, seine auf eigene Kosten in Potsdam publizierten historischen Untersuchungen 1786 unter dem Titel "Altes und neues Potsdam" veröffentlichen. Sein Tod am 28. März 1786 verhindert dies. In der Bibliothek der Königlichen Regierung zu Potsdam blieben seine Arbeiten dazu jedoch erhalten und wurden 1883 unter dem Titel "Collectaneen" durch den Verein für die Geschichte Potsdams in dessen Mitteilungen veröffentlicht.

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