Spielt das Kulturministerium mit offenen Karten?
Vor der Aussprache im Landtag Brandenburg zum TOP 26 "Landtagsbeschluss ernst nehmen - Ehrenamtliche Geschichtsarbeit im Land Brandenburg endlich stärken und unterstützen" am 20. Mai 2022 verdichten sich die Hinweise, dass die Koalitionsparteien und das Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kultur (MWFK) möglicherweise nicht ehrlich agieren. Für den Sprecher der Koalition, Prof. Dr. Michael Schierack (CDU), wurde eine Redezeit von 15 Minuten beantragt. Weitere 5 Minuten will die Kulturministerin nutzen. Dabei hätte es eigentlich umgekehrt sein müssen, sollte eine sachliche Antwort auf die Erklärung des Netzwerks Ehrenamtliche Geschichtsarbeit Land Brandenburg vom 29. April 2022 gegeben werden. Diese Antwort wäre aber zeitnah nach Eingang der Erklärung bei den Fraktionen und im MWFK erwartet worden. Doch das ist nicht geschehen. Weshalb die AfD-Fraktion die Chance nutzte, das Thema über einen eigenen Antrag in die Landtagssitzung einzubringen.
Der Koordinator Ehrenamtliche Geschichtsarbeit Land Brandenburg, Dr. Volker Punzel, hatte am 9. Juni 2022 letztmalig Kontakt mit dem MWFK. Es gab keinerlei Kontaktaufnahme, um sich über die Umsetzung des Landtagsbeschlusses vom 29. April 2022 auszutauschen oder grundsätzliche Fragen hinsichtlich des Umgangs mit dem Thema "Ehrenamtliche Geschichtsarbeit" zu besprechen. Totale Funkstille! Dieses Verhalten bestätigte die vom Koordinator in der Sitzung des MWFK-Landtagsausschusses am 9. Juni 2021 getroffene und im Sitzungsprotokoll festgehaltene Aussage:
Ich bedanke mich, dass ich heute hier sprechen darf, wobei das eigentlich ein Wunder ist,
da ich ja eigentlich nicht existiere. Auch meine seit 2004 ausgeübte Tätigkeit scheint nicht
existent zu sein; das hat sich bis in die letzten Tage gezeigt.Das permanente Schweigen und Ignorieren ist nicht nachvollziehbar. Vor allem auch deshalb nicht, weil bis zum Beginn der Corona-Maßnahmen wirklich erfolgreiche Arbeit geleistet wurde. Was in vielen anderen Bundesländern anerkennend registriert wurde. Nur in Brandenburg fand der Initiator und Organisator der "Potsdamer Geschichtsbörse" und Mitorganisator des Tages der brandenburgischen Orts- und Landesgeschichte" sowie Schöpfer und Betreuer des landesweit agierenden Netzwerks kein Gehör.
Ein einst rund 9.000 Personen umfassendes Netzwerk existiert nur noch teilweise. Rund die Hälfte der 2004 erfassten Personen sind aktuell noch erreichbar. Mehrere Vereine haben nach Februar 2020 ihre Tätigkeit eingestellt. Eine sehr große Zahl bislang öffentlich agierender Ortschronistinnen und Ortschronisten hat sich, wie bereits vor dem Aufbau des Netzwerks 2004, in den Privatbereich zurückgezogen. Seit dem schrittweisen Wegfall der Corona-Maßnahmen im Frühjahr diesen Jahres gibt es Versuche, wieder an sie heranzukommen - so in den Landkreisen Potsdam-Mittelmar, und Teltow-Fläming bzw. in Seelow (MOL), Schönefeld (LDS) oder Calau (OSL).
Mit der Annahme des Antrages im Landtag am 29. April 2021 war zugleich die Hoffnung verbunden gewesen, dass mit Hilfe des Ministeriums und, über das MWFK angesprochen, mit den Landkreisen sowie kreisfreien Städten eine "Bestandsaufnahme nach Corona" hätte vorgenommen werden können.
Diese Hoffnung hat sich nach einem Jahr gesammelter Erfahrungen mit einem schweigenden Ministerium zerschlagen!
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