Das Bildungswesen
Das Bildungswesen der DDR war 1990 ein klar strukturiertes und zentralistisch aufgebautes. Alle vom Bildungsministerium herausgegebenen Vorgaben, wie z. B. Lehrpläne, galten für alle Schulen des Landes. Dadurch war eine Vergleichbarkeit gegeben, egal, in welchem Teil des Landes die Kinder und Jugendlichen unterrichtet wurden. Das Niveau von Bildung und Erziehung war hoch und die Qualität des Bildungswesens der DDR bewog andere Länder, wie z.B. Finnland, Teile davon zu übernehmen.
Die Hauptaufgabe des Bildungswesens war klar: Staat, Gesellschaft und Wirtschaft benötigten kontinuierlich qualifizierte Fachleute und Arbeitskräfte. Voraussetzung dafür war die realistische Einschätzung des Zustandes der Gesellschaft und die sich daraus ergebenden Anforderungen an den Bedarf von Arbeitskräften und deren Struktur nach Berufen und Einsatzgebieten. Die Bundesregierung ist dazu nicht in der Lage bzw., wenn sie Klarheit über den aktuellen Zustand von Gesellschaft und Land hat, nicht willens. Die Folge ist, dass rund 80 Prozent der Jugendlichen eines Jahrgangs das Abitur machen, danach zum Studium gehen und nicht bereit sind, einen handwerklichen oder für eine Tätigkeit im Service geeigneten Beruf zu erlernen.
Ein Land, das sich nur Gedanken macht über die Produktion von Produkten und über deren Export, aber nicht über Reparatur und Vervollkommnung, ist zum Untergang verurteilt.
Die Bevölkerung Deutschlands bekommt die Schieflage in Bildung und Ausbildung täglich zu spüren. Handwerksbetriebe und wichtige Dienstleister, wie Restaurants oder Friseure, müssen wegen Mangels an Arbeitskräften schließen. In die dadurch entstandenen bzw. täglich weiter entstehenden Lücken gehen unsere Mitbürger mit ausländischen Wurzeln und mit Geldgebern aus ihren Herkunftsländern rein. Es ist für sie lukrativ, in Deutschland zu investieren. Aber nicht um das Land voranzubringen, sondern so viel wie möglich aus ihm herauszuholen. Die Behörden auf den unterschiedlichsten Ebenen haben das nicht erkannt oder schließen die Augen davor oder müssen sie auf Anweisung von höherer Ebene schließen.
Das DDR-Bildungswesen war ein humanistisches. Es baute auf den Erkenntnissen der bedeutendsten fortschrittlichen Pädagogen der Vergangenheit und der Gegenwart auf. Es ging davon aus, dass der Mensch nicht nur ein mit dem Kopf arbeitendes Wesen ist, sondern auch mit Händen und Füßen. Der Begriff "polytechnische Erziehung und Ausbildung" bezieht sich darauf.
"Nicht für die Schule, sondern für das Leben lernen wir!"
Dieser Ausspruch war keine Erfindung der DDR oder des Sozialismus. Wie oftmals behauptet wird. Es handelt sich um Umkehrung von “Non vitae sed scholae discimus” (“Nicht für das Leben, sondern für die Schule lernen wir”). Das schrieb der römische Philosoph Lucius Annaeus Seneca im 1. Jahrhundert nach Christus an seinen Schüler Lucilius und drückte damit aus, wie wenig sich die damalige Lehre in seinen Augen am praktischen Leben orientierte.
Das Bildungswesen der Bundesrepublik Deutschland befindet sich wieder an diesem Punkt. Bei aber immer weiter sinkender Qualität. Wenngleich die Zahl der Abiturienten, die mit "1" abschließen, gestiegen ist. Doch die Klagen nachfolgender Ausbildungseinrichtungen, dass die Grundfertigkeiten in Schreiben und Lesen sowie in Mathematik bei Abiturienten immer weniger vorhanden sind, nehmen zu. Für Schülerinnen und Schüler ist es lukrativer, Influencerin oder Influencer zu werden, als einen Handwerksberuf zu erlernen. Schuld an dieser Einstellung sind nicht nur sie, sondern Eltern und Großeltern und die mediale Öffentlichkeit.
Das auf die mögliche Ergreifung praktischer Berufe orientierte Lernen setzte ungefähr ab der 5. Klasse ein. In der Unterstufe gab es die Fächer Werken und Nadelarbeit, später folgten die Fächer Einführung in die sozialistische Produktion (ESP) und Unterrichtstag in der Produktion (UTP). Hinzu kam ab der 8. Klasse die Möglichkeit, in den Ferien durch Arbeit in den Betrieben Geld zu verdienen. Praktika in Produktions- bzw. Handwerksbetrieben oder in Büros gab es nicht. Die gezielte Vorbereitung auf praktische oder theoretische Berufe begann am Ende der 8. Klasse. Ein Teil der Schüler wechselte zur Abiturausbildung (4 Jahre) oder in eine Form der vorgezogenen Berufsausbildung (3 Jahre). Mit Abschluss der 10. Klasse gab es die Möglichkeit der normalen Berufsausbildung (2 Jahre) oder der Berufsausbildung mit Abitur (3 Jahre). Letztere ermöglichte ebenfalls, in einen theoretisch orientierten Beruf zu wechseln (Hochschul- oder Universitätsstudium).
Wie viele junge Leute in einem Jahr zum Studium zugelassen wurden, war klar geregelt. Wer für sich keine Chance sah, in einem Jahr den gewünschten Studienplatz zu erhalten, überbrückte die Zeit mit einem längeren Wehrdienst bei der Nationalen Volksarmee (NVA) oder mit beruflicher Tätigkeit ohne Berufsabschluss. Es konnte aber auch eine Vorabbewerbung auf einen Studienplatz abgegeben werden.
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